BMW X4 M Competition (2021): Das Facelift im Kurztest (2024)

Was ist das?

Das Facelift eines der kontroversersten Autos, die ich in den letzten zwei Jahren fahren durfte. Dabei geht es mir, ganz BMW-untypisch, gar nicht um die Optik, sondern ausschließlich darum, wie kompromisslos sich das Trumm bewegt.

Der X4 M (das gilt auch für seinen Performance-Zwilling X3 M) war beim Test im Juni 2019 fahrdynamisch kaum zu bremsen und auf der Rennstrecke ein ziemlich imposantes Viech. Allerdings erkaufte er sich seine Athletik mit einer unzumutbar harten Fahrwerksabstimmung. Es war wirklich grotesk. Jeder Inlineskate federt besser als dieses Auto.

Dazu war auch das Verhältnis zum eigenen Heck nicht ganz ohne. Er brachte es ums Limit herum ganz gerne mit ins Spiel. In der Regel etwas überraschend und heftig. Das kann Spaß machen. Oder auch nicht.

Letztlich gab es haufenweise Kritik. Nicht nur von den Medien, sondern auch von der Kundschaft. Jetzt ist die Modellpflege da und beim Fahrtermin versprachen die anwesenden Ingenieure und Produktmanager Besserung, wobei Linderung hier vermutlich der passendere Ausdruck wäre.

Die Abstimmung der Federn und Dämpfer wurde quasi von Grund auf neu angegangen und soll nun komfortabler ausfallen. Natürlich, ohne die Fahrdynamik zu beschädigen, man kennt das ja.

BMW X4 M Competition (2021): Das Facelift im Kurztest (1)
BMW X4 M Competition (2021): Das Facelift im Kurztest (2)

Außerdem gibt es nun straffere Motor- und Getriebelager. Bitte was??? Hat er gerade wirklich "straffer" gesagt. Keine Sorge, hierbei handelt es sich tatsächlich nichtum ein zusätzliches Folterinstrument für Ihren bemitleidenswerten Steiß. Vielmehr werden so Aufbaubewegungen des Fahrzeugs reduziert, was selbiges wiederum ruhiger und souveräner handeln lassen soll. Das ist unter anderem ganz gut, wenn man angesprochener Hecklastigkeit entgegenwirken will.

Das Auto soll also neutraler durch die Gegend heizen als bisher. Außerdem heizt es fortan auch ein bisschen schneller. Der S58-Reihensechser-Biturbo übernimmt die neuesten Upgrades aus M3/M4 Competition. Die Leistung bleibt mit 510 PS gleich, aber das Drehmoment steigt um 50 auf 650 Nm an. Das bringt immerhin drei Zehntel beim Standardsprint. 3,8 Sekunden vergehen nun, bis der X4 M die Nadel auf 100 rammt.

Damit ist er genauso schnell wie die Hauptkonkurrenten Mercedes-AMG GLC 63 S und Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. Der Porsche Macan GTS braucht eine halbe Sekunde länger. Pures Gold für jede Stammtisch-Diskussion. Apropos: Laut BMW sind X3 M und X4 M mit gut 50 Prozent Verkaufsanteil die absoluten Leader in eben skizziertem Segment.

Alle weiteren Facelift-Maßnahmen können Sie sich in aller Ruhe hier durchlesen. Wichtig ist noch, dass es X3 M und X4 M in Deutschland ab sofort nur noch als "Competition" mit 510 PS gibt. Die Preise starten bei 97.600 Euro (X3) und 99.600 Euro.

Wie fährt er?

Nach einer Testrunde auf Landstraßen rund um München lässt sich sagen: So richtig viel hat sich gefühlt nicht geändert. Der X4 M bleibt ein greller, wilder, aggressiver Hund. Selten passte eine neue Farbe (Sao Paulo Gelb) so gut zum Charakter eines Fahrzeugs.

Sollten Sie sich Hoffnung auf Anflüge von Fahrkomfort gemacht haben, muss ich Sie leider enttäuschen. Größtenteils zumindest. Hier geht es noch immer ordentlich zur Sache. Es ist eben, was es ist: Wenn ein +Zwei-Tonnen-SUV Kurvengeschwindigkeiten auf dem Niveau einer Performance-Limousine anbieten soll (was dieses Auto auch mit Blick auf diverse Rundenzeiten offenbar kann), dann geht das nicht ohne eine gewisse Grundhärte. Viel Grundhärte. Fragen Sie mal beim AMG GLC 63 nach. Oder bei den großen Geschwistern X5 M und X6 M.

Und das wie gehabt relativ unabhängig von der gewählten Dämpfereinstellung. Bereits in "Comfort" wird man recht resolut gehandhabt. "Sport" und "Sport Plus" sollte man jenseits - sagen wir - des brettlebenen Hockenheimrings komplett aus seinen Gedanken verbannen. Man muss dem Auto aber immerhin zugestehen, dass es bei kurzen Stößen und den "Gefahren" des innerortigen Alltags (Gullideckel, Schlaglöcher et cetera) tatsächlich etwas sanftmütiger geworden ist und einem die Folgen nicht mehr gar so unverblümt um die Ohren haut.

BMW X4 M Competition (2021): Das Facelift im Kurztest (3)

Etwas zugelegt hat der Chef-X4 auch beim Antrieb. Nun ist es ja weiß gott nicht so, dass er vorher an Ermattung litt, aber jetzt, so wirkt es, sticht die Tarantel noch ein bisschen heftiger zu, wenn man den rechten Fuß nach unten bemüht. Nicht gar so herrlich leichtfüßig wie der Single-Turbo-Sechszylinder etwa im X4 M40i, aber natürlich mit deutlich mehr Nachdruck und begleitet von einem wuchtigen Klangteppich.

So eine Fahrt im X4 M bleibt auch nach dem Facelift ein sehr intensives, ungestümes Erlebnis. Vor allem, weil man ja eigentlich im 1. Stock eines Premium-Appartements hockt. Das verstärkt die Wirkung. Die Lenkung ist irrsinnig schnell und direkt. Alles ist straff. An das Gefühl einer hohen Karosserie komplett ohne die erwarteten Aufbaubewegungen muss man sich auch erstmal gewöhnen. Das Auto stackst naturgemäß ein bisschen, aber es zieht brutal in die Kurve und es haftet dort auch viel mehr als es sollte.

Was das leichte Heck angeht: Da ist so eine Landstraße vielleicht nicht ganz die ideale Testlocation. Allerdings ist es weiterhin sehr einfach möglich, das Heck per kurzem Gasstoß zum Ausscheren zu bewegen.

Wie ist er innen?

Gerade eben noch kritisierte ich das Ambiente im Facelift des normalem X3. Zum Glück wissen die Damen und Herren der M GmbH wie man hier die richtigen Knöpfe drückt. Sehr schönes, gut geschnittenes Sportgestühl, ein bisschen Carbon sowie der ein oder andere M-Akzent und schon ist anständig Flair in der Bude.

BMW X4 M Competition (2021): Das Facelift im Kurztest (4)
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Das praktische Setup-Menü, wo man auf einen Knopfdruck alle Fahrdynamik-Parameter im Zentraldisplay aufrufen und konfigurieren kann, übernehmen die SUVs vom M3 und M4. Das gilt auch für die gut ablesbaren digitalen Instrumente, die in den Ms um Welten besser funktionieren als in den Grundmodellen der AG.

Fazit: 7/10

Für mich persönlich bleibt der X4 M ein zweischneidiges Schwert. Rein fahrdynamisch hat er zweifelsfrei ungeheures Potenzial. Das ist unerhört dynamisch, aufregend und auf faszinierende Weise ziemlich provokativ. Auf der Rennstrecke dürfte er seine Konkurrenz in Grund und Boden fahren.

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Der große Kompromiss ist nach wie vor der grenzwertige Fahrkomfort. Das muss man halt mögen. Offensichtlich tun das ziemlich viele Menschen. Die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

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