Miura SV: Emotionale Ausfahrt im Zwei-Millionen-Euro-Lambo
Der Lamborghini Miura gilt als der erste Supersportwagen überhaupt. Wie er sich über 50 Jahre nach seiner Präsentation fährt? Die Antwort gibt's hier.
Bild: AUTO BILD
von
- Jan Götze
08. April 2023
Der
Lamborghini Miurahat den Begriff Supersportwagen geprägt hat wie kaum ein anderes Auto! Nach 350
GTund
400 GT 2+2ist der Miura das dritte Modell des einstigen Traktorenbauers Ferrucio
Lamborghiniund war das erste, das einen aus dem Stierkampf inspirierten Namen trägt.
Benannt ist er nach Antonio Miura, der einen Kampfstier namens
Murciélagozur Zucht verwendete. Die Entwicklung des Miura begann 1963 unter der Regie von Gian Paolo Dallara, dem damaligen Technikchef von Lamborghini. 1965 wurde ein erstes Chassis samt Motor (Codename P400) gezeigt. Was noch fehlte, war die Karosserie.
Nur ein Jahr später war der Miura fertig. Verantwortlich für das atemberaubende Design war der damals 27-jährige Marcello Gandini, der in Diensten von
Bertonestand und das Blechkleid für den P400 zeichnete. Für viele Experten gehört der schnörkellose Miura bis heute zu den schönsten Autos der Welt– zu Recht, finde ich.
Nur 764 Miura wurden gebaut
Zwischen 1966 und 1973 sollen insgesamt 764 Miura gebaut worden sein – und ein gelbes Exemplar steht direkt vor mir. Im Rahmen der Präsentation des
brandneuen Revueltohat Lamborghini gleich mehrere Schätze aus dem Museum geholt. Neben einem 400 GT 2+2 und einem
Aventador Ultimae Roadsterist der Miura SV aber der Star des Trios.
Der SV wurde 1971 als letzte Version des Miura vorgestellt. Abgesehen von den Sondermodellen Jota und SVJ gilt der SV unter Kennern als die begehrteste Version. Zu erkennen sind SV an den fehlenden "Wimpern" um die Klappscheinwerfer, veränderten Rückleuchten und den weiter ausgestellten hinteren Radhäusern, die nötig waren, um Platz für die 255/60 R 15 großen Reifen zu schaffen.
Heutiger Wert: rund zwei Millionen Euro
Und genau solch einen Lamborghini Miura SV darf ich heute fahren. Zu schreiben, dass ich nervös war, wäre eine maßlose Untertreibung, denn direkt vor der Fahrt habe ich noch den Fehler gemacht und nach dem heutigen Wert eines Miura SV zu fragen. "Rund zwei Millionen Euro!", antwortet Lamborghini-Mann Enrico locker. Alles klar, das nimmt mir jetzt nicht unbedingt den Druck. Immerhin ist es heute trocken. Am Tag zuvor hat es im italienischen Sant'Agata Bolognese, der Heimat von Lamborghini, noch geschneit.
Schon das Einsteigen ist eine Herausforderung. Zwar hat der Miura konventionelle Türen (die legendären Scherentüren wurden erst mit dem Nachfolger
Countacheingeführt), allerdings ist das Auto mit 1,06 Metern so verdammt flach, dass man sich sprichwörtlich ins co*ckpit falten muss.
Die Phrase, dass man mit dem Hintern fast auf dem Asphalt sitzt, wird unter Motorjournalisten ja gerne inflationär für jedes Auto verwendet, das kein SUV ist – trifft auf den Miura aber perfekt zu.
Die Sitzposition ist alles andere als gut
Der Sitz lässt sich nur in der Länge einstellen. Mit 1,83 Metern muss ich meine Arme fast komplett ausstrecken und habe das gelochte Dreispeichen-Lederlenkrad gleichzeitig irgendwo zwischen meinen angewinkelten Beinen. Dazu streifen meine Haare bereits den hellen Dachhimmel. Kurzum, die Sitzposition ist suboptimal.
Während ich noch versuche, meine Gliedmaßen zu sortieren, heißt es über das Funkgerät: Motoren starten! Eine Anweisung, die ich mir nicht zwei Mal sagen lasse. Den filigranen Zündschlüssel ins Schloss gesteckt, umdrehen, dazu ein paar kräftige Gasstöße – und nach einigen Anlasser-Umdrehungen ist der V12 voll da.
Bei dem 3,9-Liter großen Saugmotor handelt es sich um einen V12 mit 60-Grad-Bankwinkel. Im P400 leistete der Motor 350 PS, ehe er im S auf 370 PS erstarkte und im SV dank höherem Verdichtungsverhältnis (10.7:1 statt 9.5:1) und anderer Weber-Fallstromvergaser auf 385 PS zur Höchstform auflief. Die maximale Leistung lag allerdings erst bei 7850 U/min an.
Bemerkenswert ist die Einbaulage des V12, denn anders als bei heutigen Supersportwagen ist er nicht längs, sondern quer hinter Fahrer und Beifahrer montiert.
Bevor es losgeht, spreche ich noch mit einen Lamborghini-Mitarbeiter über den V12 des Miura. Dabei erklärt er mir, dass der Motor besonders gut im Futter steht: "
CinquecentoCavalli!" 500 PS also? Das verbuchen wir mal unter italienischem Stolz!
Wie vermutlich jeder Autofan habe ich in der Vergangenheit schon einiges über den Miura gelesen, und die meisten meiner Kollegen sind sich einig: Einen Miura zu fahren ist Arbeit! Davon spüre ich auf den ersten Metern nicht so viel.
Zwischen den stehenden Pedalen ist genug Platz, die Sicht nach vorne ist dank der tief heruntergezogenen Scheibe hervorragend. Und spätestens beim ersten kurzen Durchbeschleunigen ist auch die verkrampfte Sitzposition vergessen.
Der V12 ist ein Gedicht von einem Motor
Das liegt vor allem am fabelhaften Motor. Der V12 hängt extrem bissig am Gas und gibt dem Fahrer permanent das Gefühl, ausgedreht werden zu wollen. Im ersten Moment ungewohnt ist der lange Weg des Gaspedals, doch wer sich trotz fehlender Fahrhilfen und nur 15 Zoll großen Reifen traut, Gas zu geben, wird mit einer Flut aus Emotionen, Sound und Gerüchen überschüttet.
Wirklich bemerkenswert ist, wie schnell sich der Miura SV dabei anfühlt. Auch gemessen an heutigen Maßstäben ist der Lambo mit seinen 385 PS ein schneller Sportwagen. Kaum vorstellbar, wie sich dieses Auto 1971 angefühlt haben muss, als ein
Porsche 911S 180 PS hatte. Vielleicht hatte der Mitarbeiter der Lamborghini-Klassikabteilung
PoloStorico ja doch recht, als er sagte, dieser SV sei ganz besonders "veloce".
Im Innenraum wird es richtig heiß
Während ich dem V12 lausche und meinen Blick durchs co*ckpit schweifen lassen, merke ich plötzlich, dass mir heiß wird. Der V12 hinter mir strahlt solch eine Wärme in den Innenraum ab, dass ich anhalten und meine Jacke ausziehen muss. Draußen herrschen übrigens einstellige Temperaturen – kaum vorzustellen, wie heiß es im Sommer im co*ckpit sein muss.
Nach einigen Kilometern auf der Landstraße verstehe ich meine Kollegen besser: Schnellfahren ist im Miura dann eben doch echte Arbeit – macht aber auch einen unglaublichen Spaß. Die Gänge des vollsynchronisierten Fünfganggetriebes (mit manueller Sperre für den Rückwärtsgang) wollen mit Nachdruck eingelegt werden, was aufgrund der Form des Schaltknaufs (mit Einkerbungen für die Finger) und der offenen Schaltkulisse eine wahre Freude ist.
Dabei fühlt sich der nur 1298 Kilo schwere Miura super leichtfüßig an, die klassische Zahnstangenlenkung mit dreieinhalb Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag gibt jeden Befehl unmittelbar an die Magnesium-Räder mit Zentralverschluss weiter.
Ich bin zügig unterwegs, der Grenzbereich ist allerdings noch entfernt. Worüber ich nicht unglücklich bin, denn ich bekomme den Eindruck, dass der Miura auch zickig sein kann. Zudem gibt es Berichte, dass der nur 4,37 Meter lange Lambo bei Höchstgeschwindigkeit durchaus nervös auf der Straße liegen soll.
Mein einziger Kritikpunkt wäre die Bremse
Während der Miura in puncto Beschleunigung auch knapp 60 Jahre nach seiner Präsentation mit dem einen oder anderen Sportwagen von heute mithalten kann, sieht es bei der Bremse ganz anders aus. Zwar besitzt er rundherum hydraulische Scheibenbremsen (mit zwei voneinander getrennten Kreisläufen), die Bremse greift allerdings erst im allerletzten Moment – und selbst dann ist die Bremsleistung nicht ansatzweise mit modernen Autos vergleichbar.
Umso vorausschauender sollte man im Miura unterwegs sein. Dass man auf dem kleinen Rundtacho nur schwer erkennen kann, wie schnell man fährt, ist deshalb auch nicht weiter schlimm. Zumal der Miura noch eine kuriose Eigenheit besitzt: Die bis 320 km/h reichende Tachoskala beginnt erst bei 40 km/h. Bis dahin rührt sich der Zeiger kein bisschen. Als wolle der Miura dem Fahrer sagen: Unter 40 km/h habe ich gar keinen Bock!
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Letzte Fahrt im Lamborghini Aventador
Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.
Nach mehreren Stunden hinterm Steuer stelle ich den gelben Miura SV wohlbehalten neben seinen Brüdern 400 GT 2+2 und
AventadorUltimae Roadster wieder ab. Was bleibt, ist die Gewissheit einen von nur 150 jemals gebauten Lamborghini Miura SV gefahren zu sein. Das Design, die Emotionen, der Sound, der Geruch, die Reaktionen – all das macht einen Supersportwagen für mich aus!
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Lamborghini. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unterwww.axelspringer.de/unabhaengigkeit
Fazit
von
Einen Lamborghini Miura SV auf italienischen Landstraßen zu bewegen – ein unvergessliches Erlebnis. Einen Gedanken wurde ich während der gesamten Fahrt allerdings nicht los: Was muss das damals für ein Feeling gewesen sein, einen nagelneuen Lamborghini Miura SV beim Händler abzuholen und damit vom Hof zu fahren?
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